Ein Artikel von meinbezirk.at
Mit dem Gastro-Paar vom ‚Bartholomäer Kirchenwirt‘ sprechen wir über Herausforderungen der Branche.
Gerhard und Heike Jölli führen mit dem ‚Bartholomäer Kirchenwirt‘ einen Familienbetrieb, der als „Hochzeitswirt“ über die Gemeindegrenzen hinaus gefragt ist. Das funktioniert aber nur, weil sie wissen, wie die Branche funktioniert.
WOCHE: Immer wieder ist vom großen Gastro-Sterben die Rede. Spüren die regionalen Wirte wirklich was davon?
Gerhard Jölli: Ja, schon. Trotz all der Liebe zum Beruf wird es schwierig, Freude daran zu finden. Vor allem, weil wir hauptsächlich nur noch vom Wochenendgeschäft leben. Wenn es jeden einzelnen Wochentag so voll wäre wie am Wochenende, dann gäbe es weniger Bedenken. Bei uns packt auch die gesamte Familie mit, damit vieles leichter fällt. Heike Jölli: Heute ist man auch nicht mehr allein im Ort. Es gibt unzählige Vereine, die ebenso für Speis und Trank sorgen.
Aber ist der Dorfwirt nicht Dreh- und Angelpunkt? Und ein bisschen Seelsorger für die Gäste?
G. Jölli: Das stimmt schon – meist für die Stammgäste. Aber wir haben uns nie in private Angelegenheiten der Gäste eingemischt oder gar Politisches von uns gegeben. Und wenn wir zuhause sind, wird sowieso nicht über das, was im Gasthaus passiert ist, gesprochen. H. Jölli: Oft ist es eher umgekehrt: Weil wir ein Familienbetrieb sind, wollen viele Gäste von uns einiges wissen. Es fällt ihnen auch auf, wenn mal wer nicht da ist.
Der Kirchenwirt trägt die Auszeichnung ‚Kulinarium-Steiermark-Betrieb‘. Muss die Gastronomie etwas bieten können, um Gäste zu locken?
Ja, schon. In großen Tourismusregionen oder in größeren Schigebieten ist das anders. Auch Haubenlokale halten sich. Aber es gibt Leute, die wollen nur schnell und billig essen. Und jedes Möbelhaus hat schon einen Imbiss. Auch Tankstellen werden langsam, aber sicher immer mehr zum Wirtshausersatz. G. Jölli: Als ländliches Gasthaus ist es schwieriger, besonders hervorzustechen. Wir punkten mit einer kleinen regionalen Karte, die wir gut alle zwei Wochen wechseln. Es gibt genug Gäste, die das wirklich zu schätzen wissen. Außerdem bieten wir ab Mai Wildspezialitäten an. Als Jäger erledige ich das Wild selbst. Die Nachfrage zeigt, dass immer mehr Gäste wissen wollen, woher ihr Essen kommt und wie es zubereitet wird.
Butter bei die Fisch: Sind Nichtraucherschutzgesetze oder Registrierkassenpflicht wirklich ein Thema für die Gastronomie?
H. Jölli: Die Registrierkasse war nie ein Problem. Für die Gastro ist sie immer eine Arbeitserleichterung gewesen. Wenn man eine Hochzeit mit 120 Gästen hat und alle Bons einzeln ausstellen muss – das wäre zu kompliziert. G. Jölli: Beim Nichtraucherschutzgesetz ist die Angelegenheit gegenüber den Wirtsleuten nicht fair. Die Diskussion darüber dauert schon viel zu lange. Es muss für alle gleich funktionieren. Die Bürokratie nimmt zu. Und das bringt für Wirte mehr Aufwand als gedacht.
Zum Unternehmen
Der ‚Bartholomäer Kirchenwirt‘ in St. Bartholomä wurde am 26. Juli 2003 geöffnet, ist als sogenannter Hochzeitswirt bekannt und trägt die Auszeichnung ‚Kulinarium-Steiermark-Betrieb‘. Insgesamt arbeiten neben den fünf Mitarbeitern auch die Eltern bzw. Schwiegereltern der Jöllis im Gasthaus mit. Zur Zeit sind die Wirtsleute auf der Suche nach engagierten Lehrlingen, Bewerbungen werden entgegengenommen. Betriebsphilosophie: „Nur die besten, und so weit wie möglich, steirischen Rohprodukte kommen in unser Haus.“
Zum Unternehmer
Gerhard Jölli wurde am 19. Jänner 1982 in Graz geboren. Seine Lehre als Restaurantfachmann schloss er 2000 ab, danach absolvierte er den Präsenzdienst und ging im Anschluss auf Wintersaision nach Ischgl. Während der Planungs- und Bauphase des Gasthauses arbeitete er bis 2003 in Graz. Seit 2003 ist Jölli, wie er sagt, in St. Bartholomä ein Gastgeber aus Leidenschaft. Heike Jölli wurde am 16. September 1982 in Voitsberg geboren. Auch sie hat die Lehre zur Restaurantfachfrau absolviert. Ein eigenes Gasthaus und ein gemeinsames Heim für die Familie waren seit jeher ihre größten Wünsche. Für sie bedeutet das tägliche Tun im Gasthaus nicht Arbeit, sondern „mit Freude Freunden eine Freude machen“.Wenn das Ehepaar nicht gerade arbeitet, verbringt es die freie Zeit zusammen mit den Kindern und der Familie.
Beitrag: meinbezirk.at